Gut versorgt bei Schlaganfall
Wenn halbseitige Gefühlsstörungen oder Lähmungen, ein hängender Mundwinkel, Doppelbilder oder Koordinationsstörungen plötzlich auftreten, können das Anzeichen für einen Schlaganfall sein. Gleiches gilt für Wortfindungsstörungen, eine undeutliche Aussprache oder Sehverlust. Dann geht es vor allem um eines: Geschwindigkeit! Bei Verdacht auf einen Schlaganfall müssen Betroffene oder deren Angehörige sofort den Notarzt rufen, der den Patienten dann so schnell wie möglich in eine geeignete Klinik bringt. Denn: ein Schlaganfall ist immer ein absoluter Notfall, bei dem im Kampf gegen den unwiederbringlichen Verlust von Hirnstrukturen jede Minute zählt.
Hervorragende Behandlungsqualität für 700 - 800 Patienten
Gut also, wenn qualifizierte Hilfe in der Nähe ist. Dass die Regionale Schlaganfalleinheit (Stroke Unit) im Kreiskrankenhaus Lörrach eine ausgezeichnete Anlaufstelle mit hervorragender Behandlungsqualität ist, wurde dem dortigen Behandlungsteam um Chefarzt Dr. Jens Wattchow, Oberärztin Dr. Julia Schoof und der Leiterin des Pflegeteams, Manuela Zöge, jüngst bei einer Rezertifizierung bestätigt. Die Schlaganfalleinheit im Lörracher Krankenhaus war über Jahre kontinuierlich gewachsen und ausgebaut worden. Zunächst erhielt sie das Gütesiegel einer Lokalen Stroke Unit, 2018 wurde sie Regionale Stroke Unit und erfuhr damit eine Würdigung ihrer konstant gestiegenen Versorgungsqualität. Jährlich werden auf der Station 700 bis 800 Schlaganfallpatienten versorgt.
Schnelles Handeln bei Symptomen
Hinter einer Rezertifizierung steckt ein aufwändiges Verfahren, bei dem externe TÜV-Prüfer den gesamten Behandlungsprozess kritisch und umfassend unter die Lupe nehmen. Ein besonderes Augenmerk bei der Schlaganfalleinheit liegt auf der Einhaltung des sogenannten Lyse-Fensters, also dem Zeitfenster, innerhalb dessen eine Therapie zur Auflösung des Blutgerinnsels, das den Schlaganfall verursacht hat, möglich ist. Dies beträgt in der Regel viereinhalb Stunden nach Symptombeginn. Dank modernster Bildgebungsverfahren können die Lörracher Neurologen in Einzelfällen übrigens eine Lysetherapie auch dann einleiten, wenn der Beginn der Symptome nicht bekannt ist. „Leider kommen die Patienten oft zu spät, so dass bleibende Schäden trotz aller Bemühungen nicht mehr zu verhindern sind“, bedauert Oberärztin Dr. Julia Schoof und mahnt zu Wachsamkeit und entschiedenem Handeln beim Auftreten der typischen Symptome.
Umfassendes Therapiekonzept für die Patienten
Im Rahmen des Audits vollzog das Prüferteam bei einer Begehung im Lörracher Kreiskrankenhaus den Weg des Schlaganfallpatientennach. Dieser führt von der Einlieferung in die Notaufnahme über die Untersuchung mittels Computertomographie bis in die Stroke Unit. Darüber hinaus wurden das Behandlungskonzept und die Therapie in einem multidisziplinären Behandlungsteam genau analysiert und überprüft. Auch diejenigen Patienten, die nicht für eine Lysebehandlung geeignet sind, profitieren nämlich von der intensiven Überwachung und interdisziplinären Frühtherapie, die tägliche Behandlungen von Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie umfasst. Außerdem steht für die aktivierende Pflege der Patienten speziell ausgebildetes Pflegepersonal zur Verfügung, die sogenannten „Stroke Nurses“. Der Sozialdienst berät hinsichtlich Unterstützungsmöglichkeiten in der ambulanten Nachsorge und organisiert stationäre Anschlussheilbehandlungen. Viele Patienten benötigen Unterstützung bei der seelischen Krankheitsbewältigung, wofür eine Psychologin ebenfalls im Team eingebunden ist.
Viel positive Energie im Team
Für eine größtmögliche Patientensicherheit sind übrigens alle Behandlungspfade standardisiert und dokumentiert. Bei jedem Patienten wird statistisch erfasst und ausgewertet, wie schnell die Akutversorgung durchgeführt wird, denn es gilt immer die Devise „time is brain“. „Das hat durchaus eine sportliche Note, dient aber natürlich dem Wohl unserer Patienten“, schmunzelt Dr. Jens Wattchow, Chefarzt der Klinik für Neurologie. Vor allem freut sich der erfahrene Neurologe über die vielen positiven Rückmeldungen und die Wertschätzung, die die Patienten ihm und seinem Team entgegenbringen. Aber auch sein Team ist ihm Grund zur Freude: „Die Mitarbeitenden sind alle hochmotiviert und haben Freude an der Teamarbeit auf unserer kleinen, spezialisierten Behandlungseinheit.“