Neustrukturierung der Notaufnahme kommt voran
Nach pandemiebedingten Anlaufschwierigkeiten war das Projekt im März durchgestartet und die geplanten Maßnahmen waren veröffentlicht worden – verbunden mit der Ankündigung, im Mai über den weiteren Umsetzungsstand zu berichten. Dieser hat bis heute erste Erfolge gebracht, wie die Projektverantwortlichen gestern vor Pressevertretern berichten konnten.
Schnelle Ersteinschätzung - kurze Übergabe Rettungsdienst
Schnelligkeit und fachlich richtige Entscheidungen sind die beiden Kriterien, auf die es bei der Ersteinschätzung ankommt. Dem gegenüber steht die administrative Aufnahme als Grundlage für eine korrekte Dokumentation der Ersteinschätzung und für die Einleitung weiterer Maßnahmen, etwa die Anforderung notwendiger Untersuchungen. Die Ersteinschätzung nach den sogenannten ESI-Kriterien (Emergency Severity Index) wird im Kreiskrankenhaus Lörrach nun noch schneller nach Eintreffen des Patienten durch eine qualifizierte Pflegekraft vorgenommen. „Dies verkürzt die Dauer der Patientenübergabe und der Rettungsdienst kann sich dem nächsten Notruf zuwenden“, berichtet Dr. Samuel Hemmerling, oberärztlicher Leiter der Notaufnahme.
Ersteinschätzung: Schulungen und Qualitätssicherung
Auch wurden Pflegekräfte nochmals intensiv in der Durchführung der Ersteinschätzung geschult. Zur nachhaltigen Sicherung der Qualität werden die Ersteinschätzungsbögen durch die Beratungsfirma WMC Healthcare geprüft, die das ZNA-Projekt begleitet. Durch das objektive Monitoring von externer Seite wird nicht nur die Qualität geprüft, sondern gegebenenfalls auch aufgezeigt, an welchen Stellen es nachzuarbeiten gilt. Darüber hinaus wurden auch Trainer ausgebildet, die die Schulungen in der Ersteinschätzung künftig inhouse durchführen können.
„Nachdem wir viel Energie in die intensiven Schulungen gesteckt haben, werden wir uns im nächsten Schritt der Suche und Ausbildung der geplanten Notaufnahmekoordinatoren zuwenden“, berichtet Kathrin Knelange, die als Geschäftsführerin Pflege die Gesamtverantwortung für das Projekt innehat.
Das richtige Bett zur richtigen Zeit
Wird in der Notaufnahme eine stationäre Behandlungsbedürftigkeit eines Patienten festgestellt, gilt es, schnellstmöglich ein freies Bett auf der richtigen Station für ihn zu finden. Hier stützt sich die Lörracher Notaufnahme nun auf statistische Erfahrungswerte, aus denen man mit hoher Treffsicherheit schließen kann, wie viele Patienten zu welchem Zeitpunkt für welche Fachdisziplin eintreffen und auf welcher Station sie ein Bett benötigen. Diese Bettenkontingente werden vorsorglich Tag für Tag für die erwarteten Patienten freigehalten und dann mit den tatsächlich eintreffenden Patienten belegt. „Für die Patienten hat das den Vorteil, dass sie kürzer im umtriebigen Notaufnahmeumfeld verweilen“, berichtet Prof. Dr. Hans-H. Osterhues, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin im Kreiskrankenhaus Lörrach. Gleichzeitig werden die Kapazitäten der Notaufnahme für andere Notfallpatienten frei.
Automatische Bettenzuteilung durch Digitalisierung
In naher Zukunft wird die sich die Digitalisierung auch auf die Bettenzuteilung auswirken: Wenn nämlich die Kreiskliniken 2023 ihr neues Krankenhausinformationssystem in Betrieb nehmen, sind beste digitale Voraussetzungen für eine automatische Zuteilung der Patienten auf die richtigen Zielstationen geschaffen. Teils langwierige Telefonate dürften dann der Vergangenheit angehören.
Komfortable „Holding Area“ für stationäre Patienten
Für den Fall, dass die Bettenkontingente für die erwarteten Patienten nicht ausreichen, wird derzeit eine „Holding Area“ umgebaut. Hier können Patienten, die nicht überwachungsbedürftig sind, außerhalb der Notaufnahme und doch zentral im Krankenhaus gelegen in einem ansprechend gestalteten Ambiente warten, bis ihr Bett auf Station frei wird. Andersherum können sich Patienten auch am Entlasstag hier aufhalten, bis etwa ihr Entlassbrief fertig oder ihre Angehörigen zur Abholung da sind. Zunächst mussten geeignete Räumlichkeiten gefunden und einige Umzüge zu deren Freistellung durchgeführt werden. „Wir haben das Glück, einen tollen Bautrupp hier zu haben“, freut sich Frederic Hess, Leiter Bau und Technik bei den Kreiskliniken. „Allerdings haben wir die hohe Auslastung der Handwerker und Lieferengpässe bei elektronischen Teilen zu spüren bekommen“, so Hess weiter. Daher erfolge die Fertigstellung am 10. Juni etwas später als geplant.
Chefarzt und pflegerische Leitung
Fortschritte gibt es im Bereich der Suche nach einem Chefarzt für die Zentrale Notaufnahme, die damit zu einem eigenen medizinischen Fachbereich ausgebaut wird: Die Stelle wurde ausgeschrieben, bis Ende der kommenden Woche laufen die Vorstellungsgespräche. Ursprünglich war diese Maßnahme erst für das neue Klinikum vorgesehen, das seinen Betrieb 2025 aufnehmen wird, und wurde nun vorgezogen.